
Beitrag von Tina
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Emotionaler Schmerz und Traurigkeit. Diese Gefühle sind immer da, sie bleiben, egal, was ich versuche. Wie eine Art Hintergrundmusik, die in all dem Tumult, der letzten Zeit zwar zu hören ist, aber sonst wenig Beachtung bekommt und so „lediglich“ die Stimmung beeinflusst. Doch dann, wenn es ruhig ist, ich alleine bin, versinke ich darin förmlich, wird sie so allumfassend, so einnehmend. Für mich ist es schwer diese Gefühle zu artikulieren, weil es so viel Wichtigeres gibt und auch, weil ich nicht weiß, was ich dazu groß sagen soll. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das alles nimmt umso mehr Raum ein, je weniger ich dem gebe. Deshalb hier nun der geschriebene virtuelle Raum, um im Gedanken- und Gefühlsstrudel über Wasser zu bleiben.
Manchmal, da bezweifle ich, dass ich das schaffe. Das hier. Ich weiß es nicht. Womöglich nicht. Es gibt keinen Tag ohne Symptome. Schon so lange nicht, ich erinnere nicht, wann das jemals anders gewesen ist. Das Leben erschient mir so unfassbar – kompliziert. Eine Komplexität, die mich verzweifeln lässt, an der ich manchmal drohe zu zerbrechen. Kompliziert, weil ich so verkabelt bin, weil ich so funktional gemacht worden bin und ich weiß nicht, wie das gelingen soll mich so umzukabeln, dass die Dinge einfacher erscheinen. Ich, nur ein bisschen gelassener, so ein bisschen grundsätzlich. Ich weiß nicht, wie man lebt des Lebens Willen, falls es so etwas überhaupt gibt. Es muss gar nicht Spaß machen, denn darum geht es mir nicht, nicht um Leichtigkeit und auch nicht um Unbeschwertheit. Ich bezweifele außerdem auch, dass es das gibt. Es geht mir nur um ein Empfinden, das sich weniger wie eine Bürde anfühlt, das weniger Schwere beinhaltet.
Ich bin so unglücklich zurzeit. Unruhig, rastlos und doch so ausgebrannt. Jeder Schritt im Leben erscheint mir unglaublich kompliziert, schwierig. Ich fühle mich dem Leben so oft nicht gewachsen und dieses Gefühl überwältigt mich manchmal so stark – worauf mich eine erneute Welle von Traurigkeit überschwemmt –, dass ich nicht anders kann, als dieses Leben hier radikal infrage zu stellen. Denn es schmerzt oft so sehr auf der Welt zu sein und ich frage mich leise immer wieder „warum nur“. Auch warum ich es so empfinde, ich denke, es ist so traurig, dass ich es so empfinde und frage mich, warum ich dann überhaupt noch hier sein muss. Es ist zu schwer für mich, vom Gewicht her, dieses Leben. Die Last erdrückt mich. Ständig, jeder Schritt ist ein erneuter Kraftakt – der vielleicht nicht so aussieht, aber sich so anfühlt – und den ich nur mit großer Mühsal aufbringen kann. Ja, es geht. Manchmal zwar kaum, aber oft genug irgendwie. Doch das kostet so viel, dieser Kampf, der noch immer nichts anderes geworden ist. Ich weiß nicht, wie man sich anders fühlt, nicht wie man einfach ist, nicht wie Entspannung keine Arbeit ist, noch wie man sich sicher fühlt oder wie man gar „locker“ ist. Ich weiß einfach nicht, wie man gerne lebt. Wie das gehen soll, wie es nicht so weh tun soll. Ich versinke – so schnell, wenn da mal wenig ist. Der Grundton der Frage „Wozu?“, wozu dieses Leben, wozu dieses Leid, hat mich seit meinem neuen Leben nicht mehr losgelassen. Und wie man lacht, weil man glücklich ist, weiß ich ebenfalls nicht, dieses nur so aus purer Heiterkeit kann ich nicht. Ich weiß schon wie man lacht, wie das im Gesicht zu funktionieren hat. Doch „echt“ ist es nur, wenn mir vor Verzweiflung nichts anderes mehr bleibt, als das Gefühl damit „wegzulachen“ oder, um damit die unerträgliche Scham zu ersticken.
Ich versuche sehr gerade andere Erfahrungen zu machen, (wie mit dem Auto, das mir mehr Schönes ermöglicht, viel draußen zu sein und noch einige mehr.) welche, die nicht schmerzhaft sind, um ihn zu übertönen, doch der Schmerz bleibt immer, scheint ständig durch und ist gerade dann besonders spürbar, wenn all das andere ausbleibt. Die Sinnlosigkeit meines Alltages seit Corona, eigentlich seit mehr als einem Jahr, in dem ich hauptsächlich zu Hause bin, die viele Zeit, ist schwer zu ertragen, vor allem dann, wenn alles, was mich füllt Schmerz und Traurigkeit ist. Schwierig ist das, aber genauso schwierig erscheint es mir auch da wieder hinaus zu kommen, wieder mehr, anderes zu tun, weil es zu anstrengend erscheint all den Schmerz immer wieder aufs neue wegzudrücken (ja, auch schon fast sinnlos), um irgendwie daneben doch noch funktional zu werden. Ein Dilemma. Ein Raumproblem im Inneren. Denn irgendwann, viel zu früh nach meinem Geschmack, stoße ich an körperliche Grenzen, die sowieso fast täglich übertreten werden müssen, aber so sehr wie früher kann und will ich sie nicht mehr ignorieren.
Vielleicht, vermutlich sogar, liest sich das ziemlich deprimierend, düster, ein wenig verzweifelt. Aber mir ging es schon um einiges schlechter, es tut nur so weh gerade, in permanenten Wellen. Ständig, unaufhörlich und ich bin ein wenig müde. Ziemlich eigentlich. Problematisch wird es erst dann, wenn es zur körperlichen Anspannung wird, die zwar auch täglich kommt, aber naja, das ist auch nichts Neues… Es ist irgendwie eine neue Art zu fühlen, die gleichzeitig auch viel Vertrautes in sich hat. Ich bin eigentlich auch nicht hoffnungslos, ich will auch nicht sterben. Ich überlege nur gerade sehr wie es tragbar werden kann, nicht mehr nur bloß aushaltbar, wie ich damit (etwas besser) durchs Leben gehen kann. Wie ich mich mit dem Schmerz durch einen Alltag tragen könnte. Ohne darin komplett zu versinken. Dann zornt es hin und wieder in mir, innerlich stampfe ich mit den Füßen trotzig auf den Boden, weil es so oder so höchst unangenehm wird, es keinen einfachen Weg gibt und schon der bloße Gedanke an die ganze noch bevorstehende Trauma-Aufarbeitung mich gleich noch mehr ermüden lässt. Ich akzeptiere den Schmerz zwar immer mehr, es ist schon okay, dass er da ist, dass er noch lange da sein wird. Eben erst dadurch wurde er ein Stück weit aushaltbarer, ich so etwas wie „gelassener“ (für meine Verhältnisse) aber, schwierig ist vor allem, dass er so raumeinnehmend ist, denn wie soll so ein Leben, das ich führen möchte, möglich werden…
Ich überlege weiter. Das hier war wohl ein Versuch meine Innenräume zu sortieren, denn ich habe darin schon länger nicht mehr aufgeräumt, nur ganz viel Neues angesammelt, auch Schönes und dabei Fortschritte gemacht. Dennoch – es war und ist viel, wo ich doch ohnehin das Chaos in diesen inneren Räumen noch nie überblickt habe. Ich weiß auch nicht so genau, was dieser Text hier soll… vermutlich ausdrücken, wie ich mich oft fühle in letzter Zeit, nicht in Bezug auf etwas Bestimmtes, sondern mehr so grundsätzlich, durchgehend, im Hintergrund. Es ist und bleibt anstrengend.
Und so viel mehr als das.
Der Text hätte von hier sein können.
Wir fühlen genau wie du…. Und dass es einfach noch nie anders war. Wie soll man da glauben, dass es je anders wird. Und vor allem wie
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ich kann deine worte gut verstehen, auch wenn ich sie aus anderen gründen nachempfinden kann, so ist es dennoch bekanntes terrain. ja, die leidige frage „wozu eigentlich“… es gäbe so viel dazu zu sagen und dennoch empfinde ich das als heikel, aus der ferne, man rutscht so leicht ins phrasendreschen. ich hoffe nur sehr, dass du ein bisschen erleichterung finden kannst, mehr akzeptanz vielleicht und was auch immer du brauchst, um wieder einen lichtblick zu spüren. mir persönlich hilft das ordnen manchmal schon viel. die natur und geschichten, in denen ich dann ein wenig versinken kann.
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