Beeinträchtigungen in Entwicklung, Ausbildung, Arbeit, Studium und Elternschaft


Beitrag von Maya
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Intro

Dieser Artikel gehört zur Reihe #Ursachen & Folgen der kPTBS:

  1. Wahrnehmungs- und Anpassungsstörung
  2. Beeinträchtigungen in Entwicklung, Ausbildung, Arbeit, Studium und Elternschaft
  3. Sexismus in Kindheit & Jugend
  4. Fehlendes Identitätsgefühl


Vor einiger Zeit habe ich bereits einen Artikel über die Folgen meines Entwicklungstraumas geschrieben (hier findet ihr den 1. Teil). In diesem habe ich bereits angedeutet, dass ich noch eine Fortsetzung schreiben möchte. Eigentlich wollte ich jetzt ein bisschen was über die Ursachen meiner komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (kPTBS) und der Traumafolgestörungen schreiben, aber irgendwie passt das gerade nicht.
Andere Sachen sind gerade präsenter – wie die Folgen meiner kPTBS, also die Traumafolgestörungen und sozialen Beeinträchtigungen, die daraus erwachsen.


Die Folgen, d.h. die Auswirkungen der dauerhaften Gewalt in meiner Kindheit auf Körper, Geist und Seele und die daraus entstandenen Folgen im sozialen Raum, sind vielfältig. Bei einigen dargestellten Folgen ist jedoch nicht mehr klar zu filtern, welche körperlichen Ausprägungen sich in welcher Form auch ohne Einwirkung der Gewalt ausgeprägt hätten. Ich versuche daher nur gravierende persönliche Eigenschaften und soziale Folgen darzustellen, von denen ich ausgehe, dass sie sich in dieser Form nicht ausgeprägt hätten, wenn ich eine gewaltärmere Kindheit erlebt hätte.

Anfang des Jahres gab ich mein Master-Studium auf und damit endete ein Jahrzehnt mit vielen Höhen und Tiefen. Aber unterm Strich bleibt: Ich habe sehr gerne studiert. Ich habe mir einen Traum erfüllt. Ich habe es geliebt abzutauchen in Welten voller Zusammenhänge und neuartiger Eindrücke – die mich auch ein bisschen aus meiner inneren Welt herausholten. Und als es vorbei war, war eins wieder voll da: ICH. Das heißt, ich habe mich wieder voll gespürt, keine interessanten Ablenkungen, weniger Bewegung, weniger soziale Kontakte.

Seitdem hat sich mein Leben wieder sehr verändert. Es ist viel passiert in den letzten Monaten. Ich habe z.B. mit EMDR-Sitzungen in meiner Therapie angefangen, was vieles nochmal doll aufgewühlt und teilweise ans Tageslicht gebracht hat. Ich habe diesen Blog gegründet, durch Corona eine nochmal andere Außenwelt und mich darin kennengelernt und begann das erste Jahr ohne Kontakt zur Familie meiner Mutter (was zum Teil schon länger so besteht) und nun auch ohne Kontakt zu meinem Vater und Familie. In den letzten Monaten bricht nun auch immer mehr der Kontakt zu meinen Großeltern ein, die mir in meinem Leben oft sehr wichtig waren und eine große Stütze in meiner Kindheit und Jugend darstellten. Zum Wohle meiner Gesundheit und des Lebens meines Kindes, stelle ich mich in diesem Jahr nun vollkommen darauf ein ganz ohne Familie zu leben.
Zumal sie nicht einfach weg sind. Sie sind da, wollen nur kein Teil meines / unseres Lebens sein. Sie meiden mich, finden mich sonderbar, weil ich Dinge anspreche oder einfach nur weil ich kein „normales“ Erwachsenenleben führe. Einem Teil der Familie ist es peinlich, wie ich gelebt habe und wie ich lebe – dem materialistischen Teil der Familie – und natürlich meine Krankheit. Bis heute leugnen einige meine Erkrankung oder sie machen sich lustig über „Traumata“. Für den anderen Teil der Familie ist der Kontakt mit mir zu schmerzhaft, ich wohl zu sonderbar mit meinem reinen Dasein. Vllt. stehe ich auch für Erinnerung – an all die Dinge, die sie verdrängen wollen.
Das alles tut weh, so viel Ablehnung zu erfahren. Das zieht Kraft und geht richtig tief.

Corona hat mir erstmal die Möglichkeit genommen in meinem Bereich eine Arbeit zu finden und deshalb war ich wochenlang mit einem für mich bedrohlichen Nichts konfrontiert. Nun gut, ich finde immer wieder schnell etwas und diesmal sogar etwas, was direkt mit mir und meiner Erkrankung zu tun hat – dieser Blog und das was ich beruflich machen möchte in Planung zu bringen. Ich wollte nicht mehr vor mir weglaufen, ich möchte aber auch nicht Nichts tun.

Im letzten Beitrag hierzu habe ich bereits davon geschrieben, dass ich als Folge der erzwungenen Passivität in meiner Kindheit eine fast zwanghafte Aktivität und Freiheitsliebe entwickelt habe. Noch nicht erwähnt habe ich, mein dazugehöriges Gefühl und Gedankenmuster:
Nicht genügend Zeit zu haben – was ich bis heute fühle und denke.

Alles geht langsamer

Das heißt, ich durfte die ersten 20 Jahre mein Leben nicht mit MIR füllen, mit meinen Gefühlen, meinen Bedürfnissen, meinen Interessen. Man könnte sagen, ich wurde psychisch sterilisiert, mir wurde alles abgeschnitten, was ich zum Leben gebraucht hätte. Es war einfach ein Nichts in mir.

Neben diesem Nichts hat die psychische und physische Gewalt in meiner Kindheit konkrete Spuren in meiner Wahrnehmung hinterlassen. Das heißt, ich kann z.B. vergehende Zeit nicht richtig wahrnehmen. Ich habe keinerlei Gefühl für die tatsächlich vergehende Zeit. Wenn ich mal bei mir bin, dann habe ich das Gefühl, dass zehn Minuten eine Stunde sind und ich schrecke jedes Mal hoch. Ich fühle mich so, als wenn ich mich beeilen müsste – weg von mir müsste. Ein Gefühl der starken Zeitausdehnung bei Tätigkeiten, die ich nicht mag oder die mir einfach egal sind, und das Gefühl der Zeitraffung, bei allen Tätigkeiten die ich mag, ist dadurch entstanden. Dies ist teilweise heute noch so.

Nach diesem Nichts, nach den ersten 20 Jahren, fing ich an mich zwanghaft füllen zu wollen. Ich suchte und suchte nach dem, was zu mir passt und nach mir.

Ja, ich habe in dieser Zeit auch viele schöne Sachen gesehen und gemacht, aber es war die Art Explorationsphase, die Kinder in ihren ersten 10 Jahren erleben.

Ein paar Dinge konnte ich in den 13 Jahren, die dann folgten, für mich bereits auf meine „Mag-ich-wirklich-Liste“ schreiben. Aber es war ein heilloses Durcheinander, immer begleitet von wiederkehrenden Depressionen, und es war weiterhin ein unbändiger Drang nach Suche und das Gefühl verloren zu sein vorhanden.

Ich wurde älter und älter und ich fühlte mich innerlich wie ein Krabbelkind.

Dann, ab 2013, packte mich letztendlich ein Interesse, das mich bis heute nicht mehr losgelassen hat.

Viele Dinge,
die ich intrinsisch motiviert gelesen habe;
einige Tätigkeiten der Jahre zuvor;
und letztendlich die Geburt meines Kindes 2015, damit die krasse Rückversetzung in meine Kindheit, die Beschäftigung mit dem, was Menschen wirklich brauchen, um gesund aufzuwachsen und sich weiterzuentwickeln;
mein damaliges Studium der Sozialen Arbeit – alles schloss sich für mich zu einem Ganzen zusammen – zumindest für diese Jahre.

Es begann eine Zeit, in der ich mich und meine Umwelt, wirklich fühlen wollte und konnte.

Und als wenn ich gerade in die Pubertät gekommen war, fing ich an, mich zusammen mit und in etwas zu sehen, das mir wirklich Freude bereitet. Das war wirklich toll.

Mitten in den 30ern und angekommen in der Pubertät.

In den letzten 7 Jahren hörten deshalb die Sinnlosigkeit, die Leere und die Suizidgedanken auf. Dennoch sind in mir viele Narben geblieben, die wahrscheinlich niemals ganz verschwinden werden.

Gerade dieses Jahr überkam mich durch eine sehr schwere Situation wieder die unsagbare Dunkelheit von früher, die mich in ihren Schlund ziehen wollte. Mein Gehirn wird niemals vergessen, wie das ist und sich dieser „Bahnen“ im Gehirn leichter bedienen, als bei Menschen, ohne diese Erfahrungen. Als sich in diesem Jahr eine starke depressive Episode anbahnte, konnte mein Therapeut mich mit Hilfe einer EMDR-Sitzung aus dieser Dunkelheit herausholen. Das war der Wahnsinn und ich habe sowas vorher noch niemals erlebt. Na ja, demnächst werde ich darauf in einer Beitragsreihe zu der EMDR-Therapie eingehen. Hier ist jetzt nicht der richtige Platz dafür.

All das ist eine Folge aus meiner komplexen PTBS:
Alles geht viel langsamer, als bei Menschen, die sich bereits in der Kindheit und Jugend finden durften.

Daraus folgt, dass ich jeden inneren und äußeren Kontakt zu Gleichaltrigen verloren habe, die den „normalen“ Werdegang hinter sich haben: Sich spüren und anfangen zu finden in Kindheit und Jugend, Beruf erlernen, einer Arbeit nachgehen, studieren what ever – frei nach dem, was man für sich wählen möchte und dann Ende der 20er und 30er im Leben ankommen. Das alles war und ist für mich (und viele befreundete Betroffene) nicht drin.

Dadurch, dass ich immer wieder Zeit meines Lebens in Therapien, Klinikaufenthalte usw. stecken musste, ist meine Biografie insgesamt ein Flickenteppich. Das ist auf der einen Seite schön, da sich viele Erfahrungen ansammeln konnten, auf der anderen Seite, wäre ich auch oft froh über ein ruhigeres Leben gewesen. Irgendwo wirklich ankommen. Einfach durchlaufen – durch Arbeit, Abendgymnasium, Studium usw.

Jede einzelne Etappe war jedoch – bis heute – geprägt von meiner Erkrankung.

Abbruch von Arbeit

Einmal musste ich eine Tätigkeit bei einer Tischlerei, die mir sehr viel Spaß gemacht hat, aufgeben, weil ich in eine Klinik musste zum Absetzen meiner damaligen Tabletten. Die Tischlerei sagte, sie könne den Vertrag nicht weiter führen, wenn ich mehrere Wochen ausfallen würde. Da durch die Tabletten, die ich seit Jahren nahm, plötzlich Schwindelanfälle, Stimmungsschwankungen usw. auftraten und nicht klar war, ob ich auf andere Tabletten eingestellt werden musste, gab es keine andere Möglichkeit. Eine Flicke mehr auf dem Teppich.

Ein anderes Mal wurde ich von dem Inhaber eines Architekturbüros, für das ich tätig war, nach knapp vier Wochen rausgeschmissen. Ich hatte nicht ein Mal gefehlt, war pünktlich, erledigte meine Arbeit. Der Grund? Er hatte über jemanden beim Jobcenter (Freund, Bekannter o.ä.) erfahren, dass ich eine Schwerbehinderung habe! Darauf sagte er wortwörtlich:
„Ich hätte sie nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wenn ich gewusst hätte, dass sie behindert sind.“
JUP. Ähhh, alles klar.
Grundsätzlich ist man nicht verpflichtet, eine Behinderung anzugeben, wenn diese die Arbeit nicht beeinflusst. Ich war zu der Zeit bereits seit 2 Jahren stabil auf neue Tabletten eingestellt. Zwei Tage später hatte ich meine Kündigung auf dem Tisch mit fadenscheinigen Gründen und die Mitarbeiter*innen des Büros grüßten mich nicht mal mehr. Ich legte eine ellenlange Beschwerde beim Jobcenter ein. Natürlich passierte diesbezüglich nichts. Leider habe ich diesen Menschen damals nicht angezeigt. Heutzutage hätte ich es getan.

Meine Liste wäre auch hier noch länger, aber ich gehe lieber Mal zum nächsten Punkt über.

Schwierigkeiten in Schule und Studium

Während der Zeit auf dem Abendgymnasium merkte ich ziemlich schnell, dass es für mich kaum möglich war Schule und Arbeit gleichzeitig unter einen Hut zu bekommen. Zumindest in den letzten beiden Jahren, in denen es viele Testate, Klausuren, Vorträge usw. zu bewältigen gab. Ich bewunderte die Menschen, die 30 bis 40 Stunden arbeiten gingen (ca. 7 bis 16 Uhr) und dann noch Abends in der Schule saßen (16:45 bis 21:45 Uhr). Die Person, die als Jahrgangsbeste abschloss, mit einem Schnitt von 1,2 oder so, arbeite die gesamten 3 Jahre 40 Stunden in der Woche. Wahnsinn. Ich wäre gern auch so belastbar gewesen. Aber ich war es nicht. Und das war mir durch den Kontakt mit Menschen ohne Beeinträchtigungen stets und ständig bewusst. Und auch das ist eine Belastung. Die eigene Unzulänglichkeit ständig spüren zu müssen.
Zu dieser Zeit hatte ich viel mit Depersonalisierungszuständen zu tun. Bei zu großer Belastung, im Innen und im Außen, legte sich ein dumpfer Schleier um mich, trennte meinen Körper von der Außenwelt, und ich war betäubt, gefangen in mir und gleichzeitig nicht da, verschwunden. Das ging in den schlimmsten Fällen soweit, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Also musste ich, wenn ich mein Ziel erreichen wollte, dieses Schulsystem irgendwie austricksen, könnte man sagen. Der normale Rhythmus war zu stressig für mich. Geistig, also kognitiv, war das kein Problem für mich, aber meine Psyche und damit auch ein großer Teil meines Körpers waren überfordert.

An dieser Stelle stellte ich mir und stellte man mir oft die Frage, ob „sowas“ denn dann was für mich sei, also Abitur machen, studieren usw. Und diese Fragen sind jedes Mal wieder auf´s Neue verletzend – sowohl, wenn ich sie mir selbst stell(t)e, als auch, wenn sie mir gestellt wurden/werden. Geistig war der Unterrichtsstoff nie ein Problem für mich. Sollte ich also auf das Privileg einer weiteren Schulbildung verzichten müssen, aufgrund dessen, was mir in meiner Kindheit angetan wurde? Worunter ich damals litt und bis heute leide? Sowas empfinde ich als ungerecht, menschenverachtend, nach dem Motto „Menschen mit psychischen Beeinträchtigung sind einer höheren Schulbildung nicht würdig!“ – vor kurzem habe ich z.B. über eine Diskriminierungserfahrung am Abendgymnasium geschrieben, die jedoch nicht mich direkt betraf, sondern eine Mitschülerin, die unter Depressionen litt. Die Auswirkungen trafen jedoch auch mich. Ich frage mich wirklich immer wieder, warum Menschen, die sowieso schon mit sich so zu kämpfen haben aufgrund unglücklicher Lebensumstände, die ihnen widerfahren sind, auch noch so große soziale Hürden aufgebaut werden. Letztendlich entstehen diese natürlich vor allem, weil das Schul- und damit das Bildungssystem sehr starr und auf Einheitlichkeit basierend aufgebaut sind, nicht zu vergessen natürlich auch durch diskriminierungsvolle Denkweisen der Menschen.

Schnell wusste ich, dass ich mit meiner Erkrankung offen bei den Lehrer*innen umgehen musste. Aufgrund meiner stark vergrößerten Wahrnehmung und dem dazugehörigen Erkennen von Zusammenhängen, Ursachen, Folgen usw. (die ich bereit im vorherigen Beitrag hierzu erläutert habe) war es mir nie möglich für Klausuren fokussiert zu lernen oder etwas auswendig zu lernen. Für sowas brauchte ich einfach immer viel länger als andere im Klassenverbund. Einmal bin ich wegen eines Teilabschnittes des Lernstoffes in die Bibliothek gefahren und habe mich dort in Büchern verloren, weil ich so viel wie möglich darüber wissen wollte musste was „Sozialisation“ ist. Erst wenn ich diesen Komplex verstanden hatte, konnte der nächste (darauf aufbauende) Komplex folgen. Dadurch hatte ich oft ein viel umfassenderes (Teil-)Wissen und konnte die Komplexität von Dingen erfassen. All das hat für mich Vor- und Nachteile.
Ich denke in Welten, in Dimensionen, d.h. alles hängt miteinander zusammen und ich suche und ziehe Verbindungen zwischen Dingen. Ich kann keine Wörter lesen, ohne dass die Bedeutung der Wortgruppen sofort plastische Züge annehmen. Aus diesem Grund habe ich ein sehr gut ausgebildetes räumliches Vorstellungsvermögen und ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis.


Ich muss deinen Namen wirklich oft hören, damit ich ihn mir merken kann 😉 Außer wir machen etwas zusammen, dass Bilder in meinem Kopf entstehen lässt. Und alles was mit Faktenwissen außerhalb meines Interessengebietes zu tun hat, ist für mich sowas wie Fremdsprache. Stadt – Land – Fluss o.ä. die schlimmsten Spiele für mich.


Also war es für mich immer ein unglaublicher Kraftakt, Dinge auswendig zu lernen – und wir mussten in den 3 Jahren sehr viele Sachen auswendig lernen. Worte (ohne für mich sinnhafte Zusammenhänge) sind für mich wilde, unkontrollierbare Flecken auf einem Blatt Papier. Jedes einzelne Wort, z.B. Nom und Verb, kann durch tausende Perspektiven betrachtet werden! Und das macht mein Gehirn, seit dem es herangewachsen ist: Danach suchen, was etwas, für wen, in welchem Bezug bedeuten kann, bedeutet hat oder bedeuten wird. Ständig in verschiedensten dimensionalen Zusammenhängen und Perspektiven zu denken ist sehr erschöpfend, zeitaufwändig und damit wenig praktikabel in einem auf Effizienz ausgelegtem Bildungssystem.
In dieser Zeit hatte ich viel mit Krämpfen, inneren Schmerzen und Panikattacken zu tun. Aber der Wunsch meinen Traum zu verwirklichen war einfach zu stark, ich wollte mir wiederholen, was man mir genommen hatte.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als den Versuch zu starten, „mir die Welt so zu gestalten, wie sie mir gefällt (wie ich sie brauchte)“ – kleine Pippi-Anekdote. 🙂

Ich handelte mir so viel wie möglich andere Prüfungsformen aus. Nein, nicht weniger schwer – ich machte mir sowieso immer den meisten Auffand mit allem – nur anders. Ich hielt viele Stundenreferate mit Verschriftlichungen. Und meine Noten wurden immer besser, Durchschnitt war was mit 1. Und dann kamen die Prüfungsklausuren. Alle knapp bestanden, gerade so. Der Stress war enorm in dieser Zeit und meine Symptome auch. Na ja, dazu habe ich auch schon was in meinem vorherigen Beitrag über die Folgen geschrieben.

Das ging an der Universität so weiter, viele Klausuren, Panikattacken, Depersonalisierungszustände. Dort hatte ich zwar schon einen Nachteilsausgleich aufgrund meiner Schwerbehinderung, aber dieses starre und strikte, für mich eigentlich unmenschliche System, funktionierte für mich nicht. Es war wieder nicht der Stoff – den verstand ich schnell. Es war das institutionalisierte Lehr- Lernsystem, an dem ich wieder fast zerbrochen bin. Dazu kamen noch ein paar andere Gründe, aber so im Großen und Ganzen war das der Grund warum ich zu einem Fachhochschulstudium der Sozialen Arbeit wechselte (nach 1,5 Jahren Soziologie und Erziehungswissenschaften) – nicht nur anderes Lernklima, sondern auch ganz anderer Umgang zwischen Professor*innen und Studierenden sowie unter den Studierenden selbst. Da begann die beste Zeit meines Lebens. Ich fand ganz tolle Leute, die mich auch wirklich mit meiner bisschen sonderbaren Art mochten und annahmen. Und das Beste: an dieser Hochschule konnte ich mir Prüfungsformen (fast immer) aussuchen! Natürlich wählte ich Hausarbeiten oder vllt. noch mündliche Prüfungen. Für eine Hausarbeit konnte ich schon mal zwei bis vier Wochen in einer ganz andere Welt abtauchen. Ich hatte so viel Spaß! Beste Hochschule ever (*Hust* Hochschule Neubrandenburg). Das Credo dort lag darin, sich selbst in der Profession zu finden. Wer wollte man sein? Was wollte man tun? Natürlich gab es einige Pflichtveranstaltungen, aber sonst konnte ich aus einem großen Pool wählen. Das tat ich stets und ständig – meist mehr als ich musste. Aber das war mir egal. Ich war so wissensdurstig nach all diesen Jahren. Zu meinen liebsten Themen gehörten z.B.: Armut, Chancengleichheit, Kindesmisshandlung, usw. Für mich das Paradies auf Erden.

Aber auch hier konnte ich nicht neben dem Studium arbeiten gehen. Das hätte ebenfalls zu einer Überlastung geführt. Also lebte ich vom BAföG. Durch familiäre Umstände hatte ich kurze Zeit später noch eine Wohnung in Rostock zu bezahlen und schon musste ich noch einen Studienkredit aufnehmen. Es ist jedoch nicht so, dass ich faul irgendwo rumgesessen hätte, das hätten mir die Folgestörungen meine komplexen PTBS auch nicht zugelassen 😉 Daher engagierte ich mich im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), machte Sachen für Vereine und Träger. Aber alles ehrenamtlich – denn ich brauchte die Freiheit, dann zu arbeiten, wenn meine Energieressourcen es zuließen. Meine Tätigkeiten erledigte ich dann zwar oft ziemlich fix – aber mit einer äußeren Vorgabe hätte das nicht geklappt. Ich hätte mich kontrolliert und eingeengt gefühlt (Freiheitsdrang, komplexe PTBS).

Überforderte Elternschaft und Verschuldung

Ende 2014 wurde ich dann eher zufällig schwanger, Anfang 30. Da ich eigentlich immer davon ausgegangen bin, das wird bei mir bestimmt nix mit Kind, denn dafür brauchte man, meiner Meinung nach, schon ein ein bisschen gesattelteres Leben, war die Überraschung groß. Ich entschied mich für das Kind. Als dieses da war, war meine schöne Zeit an der Hochschule jedoch vorbei. Mein Kind hat seit dem Tag der Geburt bis ca. zum achten Lebensmonat viel geweint und den Vater und mich auf dem Zahnfleisch kriechen lassen. Trotzdem wollte ich weiterstudieren und machte dies auch. Eineinhalb Jahre studierte ich dadurch länger. Durch den Stress mit Kleinkind und mit meiner Grunderkrankung musste ich ALLE anderen Tätigkeiten neben Studium und Kind fallen lassen. Ich hatte nicht mal mehr Kontakt zu Freunden. Es war eine sehr schwere Zeit – und das wäre es auch ohne Erkrankung gewesen. Der Vater hat das Babyjahr genommen und sich sehr viel um die Betreuung gekümmert. Sie waren immer mit in der Hochschule, denn ich habe 2 Jahre lang gestillt. Ich weiß nicht wie wir diese ersten Jahre überstanden haben, aber ich weiß, dass wir jeden Tag für sich gesehen haben. Zu dieser Zeit wurde mir mehr und mehr bewusst, was diese Erkrankung mir noch genommen hatte. Ich habe mir zu dieser Zeit so oft gewünscht, bereits in einem Job zu sein, den ich mag. Dadurch ausreichend Geld zu haben, ohne mich hoch zu verschulden durch BAföG und Studienkredit. Ich hatte durch den Egoismus meiner Eltern (ja ja, diese sind auch krank), auch (fast) keine Unterstützung mit Kind, seit 3 Jahren gar keine. Mein Kind hat zum Glück die Eltern des Vaters als Großeltern, jedoch nicht in unserer Stadt.

Nichtsdestotrotz wollte ich diesen Traum vom Studium, für den ich so ewig gekämpft hatte, nun nicht einfach aufgeben. Und auch wenn ich immer sehr streng mit mir war und zum Teil auch noch immer bin, war die Antwort auf eine der präsentesten Fragen dann doch immer wieder: warum sollte nicht auch jemand wie ich ein Kind haben dürfen.

Dazu möchte ich sagen, dass ich mit mir selbst und der Erziehung / Begleitung meines Kindes
immer sehr streng ins Gericht gehe, weil ich um alles in der Welt eine Wiederholung meiner Kindheit
für mein Kind verhindern möchte. Ich begleite mein Kind gewaltarm/gewaltfrei und bedürfnisorientiert –
auch im Rahmen sozialer Verantwortung.

Hätte ich in den 20ern studieren dürfen / können, hätte ich wirklich eine Familie gehabt, wären die ersten Jahre mit meinem Kind vllt. anders ausgefallen (hätte, hätte, Fahrradkette).

Der Vater und ich lebten nie ein typischen Rollenbild. Dadurch, dass er keiner Tätigkeit nachging, blieb er meist bei unserem Kind, wenn ich studierte, Hausarbeiten schrieb usw. Die Aufteilung ist bis heute so geblieben. Mein Kind ist zwar jeden Tag bei mir (wenn nicht mit dem Vater bei dessen Eltern) – aber trotzdem verbringt mein Kind mehr Zeit mit dem Vater. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass ich bei Dauerstress (Reize, Lärm usw.) nicht bewusst steuerbare körperliche Reaktionen bis hin zur Depersonalisierung, Sprechschwierigkeiten usw. bekomme. Außerdem hat sich durch meine lebenslange Stress-Erfahrung mit meinen starken Stressreaktionen eine Angst entwickelt, meinem Kind nicht gerecht werden zu können. Daran arbeite ich gerade in meiner Therapie.

Das tut mir alles sehr weh.

Ich weiß auch, dass ich aufgrund meiner Erkrankung einem Kind gerade gerecht werden kann – ein zweites wäre nie drin gewesen. Auch das hat mir die Erkrankung genommen. Oft habe ich in den letzten Jahren im Kinder-Freundeskreis Mütter gesehen, die ihr zweites Kind bekommen haben. Da kamen bei mir auch immer wieder die Gefühle und der Wunsch nach einem zweiten Kind. Aber gleichzeitig war mir immer bewusst, dass ich das psychisch und nervlich niemals schaffen würde. Neben diesem unerfüllten Wunsch, ist mir die Zeit, die ich jetzt mit meinem Kind verbringe, schon zu wenig, um wirklich glücklich zu sein. Das ist eine sehr, sehr schlimme Folge meines Entwicklungstraumas. Eine Folge, die ich meinen Eltern niemals verzeihen werde, auch wenn es mit anderen Dingen vllt. gehen würde. Vllt. ändert sich das noch im Laufe meines Lebens.

Nach meinem Bachelorstudium hatte ich die Möglichkeit noch einmal eine Förderung für ein Masterstudium zu erhalten – wenn ich dieses direkt anschließen würde. Nach all meinen Bemühungen, in den 20 Jahren zuvor, wollte ich mir diese Chance nicht nehmen. Leider war der einzige Studiengang in der Stadt, in der wir leben und den ich belegen konnte, so wie sich später herausstellte, ein reiner Fake. Statt Bildungswissenschaften wurde uns ein Master mit Forschung (so sollte es ja auch sein) und Inhalten der Sozialpädagogik angeboten. Ich hatte den Schwerpunkt „Bildung im Lebenslauf“, also lebenslanges Lernen, Bildung von Erwachsenen usw. – und erhielt nicht eine einzige Veranstaltung hierzu. Statt dessen hörte ich einen billigen Abklatsch von Inhalten meines Bachelorstudiums. Unterm Strich – im Modulhandbuch wurde etwas versprochen, was durch die Lehre nicht eingehalten wurde – weshalb ich, sobald ich bei besserer Gesundheit bin, die Universität wegen Betrugs verklagen werde. Warum? Weil ich in dieser Zeit wieder sehr viele neue Schulden angehäuft habe – die ich nicht angehäuft hätte, wenn man mir vorher gesagt hätte, was darin wirklich behandelt wird. Durch diese Erfahrung hat sich mein Gesundheitszustand wieder verschlechtert – denn mir war von Anfang bewusst, dass ich keine andere Möglichkeit mehr erhalte ein Masterstudium zu absolvieren und das „MasterBAföG“ damit weg war. Wie ihr schon wisst, ist es (bis jetzt) für mich nicht möglich, neben einer Tätigkeit, demnächst wahrscheinlich eine Tätigkeit im Bereich Sozialer Arbeit, noch etwas anderes zu machen, z.B. ein Fernstudium. Wie sollte ich das auch finanzieren mit alle den Schulden. Nun gut, soviel dazu.

Und damit komme ich (unabhängig von dem Masterdebakel) zu einer weiteren Folge meiner komplexen PTBS: Ich bin heute Mitte 30 hoch verschuldet. Lass uns ehrlich sein (dafür sollte dieses Projekt ja stehen) – ich habe ungefähr fünfzigtausend Euro schulden, weil ich studiert habe mit einer psychischen Erkrankung.
Nicht weil ich mir ein Haus gebaut, in den Urlaub gefahren, Autos, Möbel oder Schnickschnak gekauft habe – sondern weil ich lernen und studieren wollte – so wie es allen anderen gesunden Menschen auch möglich ist, wenn sie das wollen. Alle früheren Bekannten und Freunde ohne psychische Beeinträchtigung sind lange nicht so hoch verschuldet (selbst die, die Kinder während des Studiums bekommen haben). Sie konnten eigentlich alle während des Studiums einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Sie sind auch alle schneller mit ihrem Studium fertig geworden. Immer wieder musste ich eine Prüfung verschieben, weil 3 Prüfungen mich z.B. am Ende eines Semesters voll ausgelastet haben. Zwischendurch hatte ich auch immer wieder mit meiner Psyche zu tun, so dass ich manchmal wochenlang brauchte, um mich wieder zu fangen. Das heißt, ich bin nicht, wie viele andere Studierende ständig feiern gewesen, habe am Strand „rumgechillt“ oder ähnliches. Nein – ich habe etwas studiert und zwar ernsthaft, weil dies mein Traum war.

Erst vor einem Jahr traf ich jemanden, der aufgrund einer psychischen Behinderung verrentet wurde. Dieser Mensch erzählte mir, dass man dann auch sorgenfrei studieren kann mit psychischer Beeinträchtigung!
Und da frage ich mich doch wirklich:
Warum war es in den letzten 15 Jahren nicht einem Menschen vom Jobcenter, Arbeitsamt, Krankenversicherung, soziale Beratungsstelle, Psychotherapeuten, Neurologen oder Psychiater*innen wichtig mir diese Information zu geben? Alle, mit denen ich dahingehend zu tun hatte, wussten von meiner Schwerbehinderung und meinem unbedingten Wunsch studieren zu wollen, außerdem, dass ich nicht arbeiten kann neben einem Studium. Alle Nachfragen zu Fördermöglichkeiten, außer der Möglichkeit sich zu verschulden, wurden mir dahingehend verschwiegen. Ich habe mich breit informiert. Aber manchmal hat man einfach (vor allem als junger Mensch) keine Informationen darüber, dass man sich an die Rentenversicherungsstelle richten kann, wenn man lange und nicht vorübergehend schwerbehindert ist! Das empfinde ich im Nachhinein als eine riesen Sauerei, denn ich bin mir ganz sicher, dass irgendjemand von den Menschen von einer möglichen (vorübergehenden) Verrentung wusste. Und dies zeigt auch wieder auf, wie groß die gesellschaftliche Verankerung von Diskriminierung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist. Denn sehr viele Menschen mit Beeinträchtigungen geben ihre Träume auf, studieren nicht, weil sie Angst haben sich hoch zu verschulden oder gar keine Möglichkeit haben Förderungen durch BAföG o.ä. zu erhalten. Wenn man studiert, hat man z.B. keinen Anspruch auf ALGII o.ä. Hilfen! Wenn man also nicht nebenbei arbeiten kann, ist man aufgeschmissen. Die Hürden sind so immens hoch. An solcher institutionellen, gesellschaftlichen Zurückhaltung zeigt sich, dass wir als Betroffene nicht mit bedacht werden, es unwichtig erscheint Strukturen an Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen anzupassen (Inklusion am Po). Und das wäre so wichtig für die gesamte Gesellschaft! Denn wir sind nicht nur ein paar, sondern viele! Und jede steuerzahlende Person wird irgendwann für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die auf Lebezeit früher verrentet werden, zahlen. Das Gesundheitssystem und die Wirtschaft leiden darunter! Dann sollten wir Beeinträchtigte doch lieber unterstützen und dazu befähigen sich eine Nische im System zu suchen, in der sie zu einem großen Teil für sich selbst sorgen können! Und damit meine ich keine Werkstadt für Menschen mit Behinderungen, auch wenn dies für einige Menschen eine tolle Lösung ist! So wie es bis jetzt läuft, geht es jedenfalls nicht und wenn, dann auch nur bis ins mittlere Erwachsenenalter! Schaut euch mal die Frühverrentungen aufgrund psychischer Beeinträchtigungen ab 40 und 50 Jahren an! Die sind nicht auf einmal morgens mit psychischen Beeinträchtigungen aufgewacht!

Puh*** kurz runterkommen 🙂

Nichtsdestotrotz, ich bereue meinen Weg der letzten 10 Jahre nicht. Ich weiß nicht, ob ich heute noch hier wäre, wenn ich nicht meinem Herzen gefolgt wäre – so wie es in den ersten 20 Jahren meines Lebens nicht möglich war.

Ich erinnere mich an eine Situation als ich 15 oder 16 Jahre alt war. Ich saß mit meiner Mutter, meinem Stiefvater und meinen Großeltern im Wohnzimmer. Ich musste mich bei der Bundeswehr bewerben und hatte hierfür eine Zusage erhalten (obwohl ich mir in schriftlicher und mündlicher Zulassungsprüfung wirklich alle Mühe gegeben hatte viele Fehler zu machen).

Gleichzeitig hatte ich weitere ca. 80 Bewerbungen geschrieben – alle außerhalb meiner Heimatstadt, um weit weg zu kommen. Ich erhielt überall Absagen. Die meisten Unternehmen hatten Bedenken, weil ich noch so jung war und dann so weit von „zu Hause“ weg gewohnt hätte. Ich muss dazu sagen, dass ich mit 16 aussah wie 12. Heimlich hatte ich mich auch bei zwei Berufsfachschulen beworben, an denen ich neben dem Erlernen eines Berufes auch mein Abitur hätte machen können – und ich erhielt 2 Zusagen.

Alle vier redeten auf mich ein, dass ich die Ausbildung bei der Bundeswehr nun beginnen müsse. Dort würde ich verbeamtet werden, ein sicheres Einkommen haben. Ich redete davon, dass ich aber gerne mein Abitur machen und studieren wolle, etwas mit Kunst und im Sozialen Bereich. Man schnitt mir die Worte ab. Ich hatte keine Chance. Kurze Zeit später befand ich mich bei der Bundeswehr und saß, gerade 17 Jahre alt geworden, jedes Wochenende allein in Kasernen und weinte, depersonalisierte, krampfte und versank wieder in Depressionen.
Ich musste mich dem Willen dieser Menschen beugen.
Damals.

Mein Weg mag vielen Menschen sehr unkonventionell erscheinen, vielleicht schräg, vielleicht unverantwortlich.
Und dennoch hatte ich immer meine Gründe.
Es gibt so viele Gründe, so viele Folgen – erwachsen aus jenen Dingen, die ich niemals über mich ergehen lassen wollte und doch musste.



In diesem Beitrag wurden wieder ein paar Zusammenhänge aufgezeigt.
Und dennoch habe ich es schon wieder nicht geschafft meine Liste bis zum Ende abzuarbeiten.
Aber dieser Beitrag ist lang genug.
Deshalb werde ich die anderen Folgen in einen anderen Beitrag einbinden.

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. tina von traumaleben sagt:

    Es tut mir so leid, dass du gezwungen wurdest zur Bundeswehr zu gehen (und dass dich deine Familie jetzt so offen ablehnt)… Sowas ist echt schlimm, etwas zu machen, was einem überhaupt nicht entspricht 😔 Mit 14 wollte mich mein Vater dazu bringen auf irgend so einen elektrotechnische Berufshochschule zu gehen. Am Ende konnte ich mich glücklicherweise durchsetzen, mein Leben wäre wohl sehr anders verlaufen hätte ich das nicht gekonnt.
    Die Sache mit dem Architekturbüro… traurig, wie offen Menschen diskriminieren und sich einfach das Recht herausnehmen so zu handeln.
    Bafög scheint mir doch recht anderes zu sein, als die ö. Studienbeihilfe. Ihr müsst das wieder zurückzahlen oder?

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    1. maya_von_traumaleben sagt:

      Ja, manchmal erscheint das alles mit der Bundeswehr und den anderen Sachen so weit weg und dann ist es plötzlich und immer wieder Mal so nah und ich fühle mich gefangen…
      Bei meinem Therapeuten lerne ich seit Monaten in mir selbst mein zu Hause und meine Familie zu finden – das hilft mir.
      Ja, ich glaube Österreich und Deutschland unterscheiden sich da nochmal in vielen Sachen. Ich glaube auf Berufsfach- und Berufsoberschulen kann man hier in Deutschland erst nach der Realschule mit ca. 16 Jahren gehen. Das ist ja krass, dass sowas in Österreich mit 14 schon möglich ist. 😲
      Schön, dass Du dich da durchsetzen konntest!!!
      Ja, BAföG muss zu einem Teil zurückgezahlt werden. Ich habe sehr lange BAföG erhalten uns muss sehr viel zurück zahlen. Aber der meiste Batzen ist der Studienkredit, da bei diesem noch Zinsen oben drauf kommen…

      Ich hoffe sehr, dass die immer noch vorherrschende Normalität diskriminierender Verhaltensweisen durch noch mehr Aufklärung weiter zurück gehen wird. Dafür versuchen ja schon einige Menschen einzutreten…

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    2. tina von traumaleben sagt:

      Ja das klingt sehr nachvollziehbar…
      Mir hat zu lernen, in mir, in meinem Körper zu Hause zu sein, auch ein ziemlich neues, ja eigentlich Lebensgefühl gegeben, das klappt nur leider nicht immer gleich gut, aber so ist das nun mal.
      Bei uns ist das einfach so etwas, wie ein Gymnasium mit einer zusätzlichen kleinen Berufsausbildung (Berufsbildende höhere Schule; nennt sich das dann), aber ja, mit 14 eine sehr spezifische Berufsrichtung zu wählen, ist schon früh. Ich habs ja auch gemacht in einem anderen Bereich und kann es nicht empfehlen 😄
      Oh man, das ist ja blöd. Hat finde ich dann wenig mit “Chancengleichheit” zu tun oder eben dem Versuch Ungleichheiten zu minimieren…

      Ja, das hoffe ich auch, es tut sich auch viel, die Realität ist trotzdem oft noch sehr erschreckend, außerhalb meiner Großstadtblase sicher noch mehr…

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  2. Sandra H. sagt:

    Hallo Maya.
    Ich habe gerade Teil 1 und 2 deiner Beiträge zu Folge der PTBS gelesen und bin total aufgewühlt. In weiten Teilen finde ich mich wieder und bin sehr erstaunt, wie alles mit allem zusammenhängt. Mir fehlen oft die Worte, um mein Innenleben auszudrücken. Das habe ich nicht gelernt, denn es bedeutete (wie bei dir auch) Gefahr – Strafe, Erniedrigung, Beschämung.
    Ich finde deinen Weg bemerkenswert und sehr stark, wie du dich ausdrückst und dich reflektierst. Danke dafür, dass du das teilst.
    Im Moment befinde ich mich in einem ziemlichen Behördendschungel. Vor 4 Jahren hatte ich durch meine ständige Überforderung (ich war hochfunktional) eine Herzmuskelentzündung, die mich lahmlegte, mein Körper hat also endlich so laut geschrien, dass ich hören musste. Durch die Ruhe (also Weglaufen und Aktionismus war nicht mehr) kam alles alles hoch. Körperlich habe ich mich relativ gut erholt, psychisch leider nicht. Ich kann seitdem nicht mehr Arbeiten. Die vorübergehende Verrentung lief zuerst relativ unproblematisch, ist aber befristet bis zum Ende einer genehmigten Rehabilitation. Aber die Rentenversicherung will die von ihrem eigenen Gutachter empfohlene Reha nicht zahlen. Da läuft ein Klageverfahren. Parallel kämpfe ich seit 2018 um die Anerkennung einer Schwerbehinderung. Da ich meine Zustände schlecht erklären kann, meine Einschränkungen in meinen eigenen Ohren so lächerlich klingen, ist dies auch sehr schwer. Aber ich versuche nicht aufzugeben. Also lange Rede kurzer Sinn – auch dafür haben mir deine Beiträge gut geholfen, erstens Worte zu finden und zweitens zu spüren, ich bin nicht allein mit solchen Problemen. Also nochmals danke und ich bin gespannt auf weitere Beiträge.
    Liebe Grüße und alles Gute für dich – Sandra

    Gefällt 2 Personen

    1. maya_von_traumaleben sagt:

      Liebe Sandra,
      schön von Dir zu lesen und Danke für Deine lieben Worte.
      Ich freue mich, dass Dir meine Zeilen Worte für Dein Innenleben aufgezeigt haben – es ist oft so schwer Dinge / Geschehnisse / Zustände in Worte zu fassen, wenn in der Welt kaum Worte dafür verwendet werden… Ich kenne das auch sehr gut.
      Es ist ein sehr langer Weg – die Psyche hat andere Zeitvorstellungen als als unser Verstand und braucht viel länger für Genesungsprozesse – vor allem mit einer problematischen Vergangenheit. Ich hoffe die Weichen stellen sich bald in Deinem Sinne mit der Anerkennung des GdB und der möglichen Reha. Es ist oft so schwer weiterzumachen – aber es kann auch immer etwas geben, durch das oder den man weitermachen möchte. Für mich war Motivation für etwas immer das Entscheidende… Ich hoffe, Du hast in diesem Sinne etwas, das Dich antreibt und Dir Hoffnung schenkt…
      LG Maya

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